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Was ist Nudging und wer setzt es ein?
Regierungen nutzen Nudging.
Deine Organisation auch?

Stupsen (engl. to nudge) wird in diesem Kontext nicht als physisches anschieben oder stossen gesehen. Es geht vielmehr darum Menschen bei ihren Entscheidungen so zu lenken, dass diese gesündere, nachhaltigere oder zumindest nach deren eigenen Massstäben betrachtet bessere Entscheidungen treffen.

Die Regierung von den USA, England und Deutschland haben eigene Nudge-Fachabteilungen geschaffen, um ihr Volk in die gewünschte Richtung zu stupsen (nudgen).

Die Autoren Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein nennen dies in ihrem Buch (Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstösst) «Libertärer Paternalismus». Doch zu welchem Zweck? Ist das nicht eine Bevormundung und gar unnötig?

Ethisch kann man sich darüber streiten ob der Einsatz von Nudges legitim ist, aber im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit kann der Einsatz sehr sinnvoll und nützlich sein. Oftmals treffen Personen unterbewusst nicht die besten Entscheidungen. Hätten diese bei der Entscheidungsfindung jeweils die Ressourcen alle Fakten korrekt einzuordnen sowie das dazu erforderliche Wissen griffbereit, dann würden Entscheidungen oftmals anders fallen. Aber unser Gehirn hat hierfür schlichtweg nicht die benötigte Kapazität.

Lange ging man davon aus, dass der Homo oeconomicus immer die richtigen Entscheidungen trifft. Doch ausschliesslich rationale Entscheidungen zu treffen um den höchsten subjektiven Nutzen zu treffen, ist wohl nur für Commander Spock aus dem Raumschiffenterprise möglich. Wir verhalten uns eher wie Pipi Langstrumpf.

Nudging setzt beim System 1 an. Durch kleine Anpassungen an den Rahmenbedingungen soll der Mensch in die gewünschte Richtung gestupst werden und so automatisch die beste Entscheidung treffen. Wichtig ist, dass die freie Wahl bestehen bleibt, aber er unbewusst gelenkt wird.

Nudges können uns dazu bringen Nachhaltiger zu sein, weniger Abfall auf den Boden zu werfen oder gesünder zu leben. Eine Übersicht von Nudges inklusive Anwendungsbeispielen findest du hier.

Beispiel WWF

Durch diesen Nudge wird der Verbrauch von Papiertüchern minimiert.

Beispiel Aschenbecher

Durch diese Spielerei wird das Littering von Zigaretten vermindert.

Ethik und Moral

Wie so oft gibt es Pro und Kontra bei solchen «Manipulationen». Meist werden Intransparenz und Entmündigung  als Hauptkritikpunkte genannt. Grundsätzlich könnte man Manipulationen auch ganz offenlegen und kommunizieren. Erste Studien zeigen auf, dass diese selbst dann funktionieren.

Thaler selber nennt drei Grundsätze für die Verwendung von Nudges:

  1. Nudges müssen transparent sein und dürfen nicht in die Irre führen.
  2. Wenn man sich gegen einen Nudge entscheiden möchte, sollte dies so einfach wie möglich sein.
  3. Es sollte gute Gründe geben anzunehmen, dass das Verhalten dem Wohlergehen der Gesellschaft dient, welches durch einen Nudge gefördert wird.

Fazit

Nudges können helfen, dass bessere Entscheidungen getroffen werden und die Gesellschaft von diesen profitiert. Dabei muss niemand verlieren. Aber es gibt keine Instanz, die festlegt, was eine gute und was eine schlechte Entscheidung ist.

Nudges sind relativ neu und es dürften in Zukunft noch weitere Diskussionen folgen wo die Grenzen liegen wer dies bestimmt oder eben nicht. In der Privatwirtschaft ist jede Organisation selber verantwortlich, wenn diese Nudges einsetzt und wo die Grenzen festzulegen sind.

Das Einzige was klar ist: Nudges funktionieren und haben einen Effekt.

Literatur

Denken hilft zwar, nützt aber nichts. Ariely, D. (2008)
Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstösst. Thaler, R.H. und Sunstein, C.R. (2011)
Schnelles Denken, langsames Denken. Kahnemann, D. (2012)

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